Landtagspräsident ruft Steuerungsgruppe zur Weiterentwicklung der Gedenkstätte Stalag 326 / Sozialwerk ins Leben

Im ostwestfälischen Schloß Holte-Stukenbrock erinnern auf dem heutigen Gelände der Landespolizeischule (LAFP – Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW) die Dokumentationsstätte Stalag 326 (VI K) Senne sowie der in der Nähe gelegene Ehrenfriedhof der Kriegstoten an die unmenschliche Behandlung von Kriegsgefangenen während des Zweiten Weltkriegs. In dem Lager wurden zwischen Sommer 1941 und Frühjahr 1945 vorwiegend sowjetische Kriegsgefangene, aber auch Kriegsgefangene mit anderer Nationalität untergebracht. Zehntausende starben in dem Lager. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente der Standort von 1946 bis 1972 dem „Sozialwerk Stukenbrock“. Unter der Leitung und Aufsicht des Sozialministeriums und mit Unterstützung der westfälischen Wohlfahrtsverbände wurden etwa 220.000 Vertriebene und Flüchtlinge, darunter rund 72.000 der 90.000 elternlosen Kinder, im Sozialwerk untergebracht und versorgt.

Die OWL-Lenkungsgruppe zur Gedenkstätte Stalag 326 und Sozialwerk diskutiert im Rathaus über die Belange der Dokumentationsstätte. (Foto: Besim Mazhiqi).Die OWL-Lenkungsgruppe zur Gedenkstätte Stalag 326 und Sozialwerk diskutiert im Rathaus über die Belange der Dokumentationsstätte. (Foto: Besim Mazhiqi).
Um die bislang auf vielen Säulen ruhende Arbeit der Dokumentationsstätte zu sichern, zukunftsfest zu machen und Stalag 326 zu einer Gedenkstätte von nationaler Bedeutung weiterzuentwickeln, hat Landtagspräsident André Kuper eine Lenkungs- und Steuerungsgruppe ins Leben gerufen. Die konstituierende Sitzung des Gremiums fand am Montag, 6. November 2017, im Rathaus von Schloß Holte-Stukenbrock statt.

Landtagspräsident André Kuper: „In den vergangenen Jahren sind von unterschiedlichen Akteuren viele neue Impulse zu einer Weiterentwicklung der Gedenkstätte gegeben worden. Wir wollen diese Impulse bündeln, um Stalag 326 / Sozialwerk als bedeutende Erinnerungs-, Dokumentations- und Gedenkstätte zu erhalten, fortzuentwickeln und in die Zukunft zu führen. Die heute gegründete Lenkungsgruppe wird dafür die notwendige Koordinierung leisten und Denkanstöße zur künftigen Finanzierung geben.

Die Lenkungsgruppe konnte sich heute auf die Erarbeitung eines Konzepts einigen, welches in ca. einem Jahr stehen soll. Darüber hinaus verständigten sich die verschiedenen Akteure auf kurz-, mittel- und langfristige Ziele, um die Arbeit der Gedenkstätte und des Sozialwerks wissenschaftlich aufarbeiten und danach entwickeln zu können. Ein weiteres Resultat war die Festlegung eines wissenschaftlichen Symposiums, organisiert von der Universität Bielefeld in Zusammenarbeit mit dem Förderverein STALAG und der Lenkungsgruppe, an dem Wissenschaftler aus der Region und Deutschland teilnehmen werden. Auch einen Workshop zur Aufbereitung der Geschichte des Sozialwerks wird es im nächsten Jahr geben, um damit eine Basis für eine zukünftige Förderung zu haben.

Die Geschichte von Stalag 326 – dieses dunkle Kapitel deutscher Geschichte – muss aufgearbeitet werden, um die Gedenkstätte auch für kommende Generationen im Sinne der Bildung zu erhalten. Aber auch die Geschichte des Sozialwerks Stukenbrock gilt es zu bewahren, weil damals Hunderttausende Menschen in unsere Region gekommen sind und aufgenommen wurden. Der Besuch von Erinnerungs- und Gedenkstätten wird in Zeiten, in denen immer weniger Zeitzeugen über die Gräueltaten während der NS-Zeit berichten können, an Bedeutung zunehmen.“

Ziel des ersten Treffens der Lenkungsgruppe, an dem Vertreterinnen und Vertreter u. a. von Landesregierung, Landtagsfraktionen, Stadt, Landkreis Regierungspräsidium und Förderverein teilnahmen, war die Koordination der unterschiedlichen Initiativen sowie die Vorbereitung einer zweiten OWL-Versammlung im nächsten Jahr. Im Herbst 2016 hatten die damaligen Landtagsabgeordneten André Kuper und Günter Garbrecht zu einer ersten Versammlung eingeladen. In der Folge hatten sich verschiedene Akteure und Arbeitsgruppen auf den Weg gemacht, um eine weitere Aufarbeitung der Geschichte von Stalag 326 und eine spätere Förderung vorzubereiten. Hieraus hat sich der Koordinierungsbedarf durch die Lenkungsgruppe ergeben.

Zum Hintergrund:
Stalag 326 VI K in der Senne bei Stukenbrock war von 1941 bis 1945 eines von zahlreichen deutschen Kriegsgefangenenlagern. Die Abkürzung „Stalag“ steht für „Stammlager“.
Das Lager war vorwiegend für die Inhaftierung sowjetischer Kriegsgefangenen gedacht. Es waren aber auch Kriegsgefangene anderer Nationalität dort untergebracht, u. a. aus Frankreich, Belgien und Polen.
Wegen der schlechten hygienischen Zustände und aufgrund von Unterernährung starben Zehntausende der Kriegsgefangenen. Auf dem nahegelegenen Ehrenfriedhof sind rund 65.000 Soldaten begraben. Bislang konnten mehr als 10.000 von ihnen identifiziert werden.
Am 2. April 1945 wurde das Lager von US-Soldaten befreit. Bis zur Befreiung waren rund 300.000 sowjetische Kriegsgefangene im Stalag 326 untergebracht.
Im ehemaligen Arrestgebäude des Lagers ist heute eine Ausstellung zu sehen, die das Leid der Kriegsgefangenen dokumentiert.


Auf dem Foto (v.l.n.r.): Staatssekretär Klaus Kaiser, MdL a.D. Günther Garbrecht, Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl, Fördervereins-Vorsitzender Manfred Büngener, Geschäftsführer Stalag-Gedenkstätte Oliver Nickel, Bd90/Grünen Helga Lange, Universitätsgesellschaft Bielefeld Jürgen Heinrich, Landrat Sven-Georg Adenauer, Landtagspräsident André Kuper, Archivamt der ev. Landeskirche Wolfgang Günther, Bürgermeister Hubert Erichlandwehr. (Foto: Besim Mazhiqi)

 

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